Evangelische Schule Steglitz

Unsere Konfliktlotsen

Seit Jahren leisten Konfliktlotsen in unserer Schule einen wichtigen Beitrag für ein friedliches Zusammenleben. Denn mit geballten Fäusten kann man keine Hände schütteln. Es ist immer besser, Konflikte durch Miteinander-Reden als durch Zuschlagen zu lösen.

Warum brauchen wir Konfliktlotsen?

Alle Kinder wissen, dass man schnell einmal Streit mit Mitschülern haben kann. Das ist normal und alltäglich, doch meist will jeder Beteiligte als Sieger aus dem Konflikt hervorgehen. Manchmal schaukelt sich ein kleines Problem oder ein Missverständnis durch unfaire Argumente, Beleidigungen und körperliche Gewalt zu einer bösen Streiterei hoch. Doch ungelöste Konflikte, Streit und Probleme belasten und verderben die Freude an Schule und Lernen.

Oft kommen die streitenden Kinder nicht allein wieder aus ihrem Konflikt heraus. Dann können die Konfliktlotsen helfen. Sie wollen zwischen den Streitenden eine (Friedens-) Brücke bauen, auf der die Streiter sich entgegenkommen. Das funktioniert aber nur, wenn beide Kinder das auch wollen. Die Konfliktlotsen sind keine Hilfspolizisten. Sie entscheiden nicht, wer nun der Gute und wer der Böse ist. Sie wollen mit den Streitparteien klären, welche verletzten Gefühle zum Streit geführt haben und wie der Schaden wieder gut gemacht werden kann. Gemeinsam mit den Streitern versuchen die Konfliktlotsen eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind, so dass der Streit ein Ende findet.

Wie arbeiten die Konfliktlotsen?

Wenn zwei Streitende zu den Konfliktlotsen kommen, gehen sie in einen ruhigen Raum, damit das Gespräch nicht gestört wird. Manchmal vereinbaren die Konfliktlotsen mit den Streitern auch einen späteren Termin, damit alle genügend Zeit für das Gespräch haben.
Zunächst erklären die Lotsen die Regeln, die bei dem Gespräch gelten sollen. Die Streitenden sprechen zunächst einmal nur zu den Lotsen. Jede(r) darf ausreden und seine Meinung frei äußern, dabei aber den anderen nicht unterbrechen oder beleidigen.

Die Konfliktlotsen sind unparteiisch (neutral), das heißt, sie behandeln beide Streiter gleich, und sie sind verschwiegen. Sie behandeln also den Konflikt vertraulich und erzählen keinem anderen von dem Gespräch.
Die Lotsen hören den Streitenden genau zu und wiederholen auch das Gehörte mit ihren eigenen Worten, um sicher zu gehen, dass sie alles gut verstanden haben. Sie stellen den Streitenden Fragen, um herauszufinden, welche Gefühle verletzt wurden.
Wenn dies alles geklärt ist, machen die Streitenden Vorschläge, wie der Streit zu lösen ist. Worüber gesprochen wird und wie die Lösung aussieht, entscheiden allein die Streitparteien. Am Ende wird auch ein Vertrag geschlossen, der von allen Beteiligten unterzeichnet wird.

Wo arbeiten die Konfliktlotsen?

Unsere Konfliktlotsen arbeiten zu zweit in Teams. In den Hofpausen hat immer ein Team Dienst. Dann gehen die Konfliktlotsen auf dem Schulhof herum und versuchen, Konfliktsituationen schon zu erkennen und zu entschärfen, bevor ein großer Streit beginnt. Die Lotsen selbst können sich in diesen Pausen nicht erholen oder spielen. Auf dem Hof kann man die Lotsen der Grundschule an ihren gelben Schärpen erkennen. Auch hängen Bilder von allen Lotsen mit ihrem Namen und der Klasse im Schulhaus aus. Auf diese Weise können alle Schülerinnen und Schülern sie immer ansprechen, ihnen ihre Sorgen mitteilen und auch einen Termin vereinbaren.

Konfliktlotsen werden an unserer Schule durch die Lehrkraft Frau Gerhardt mit Unterstützung des Sozialarbeiters Herr Herzog ausgebildet.

Wie lernen die Konfliktlotsen ihre Arbeit?

Maximal drei Schülerinnen oder Schüler der Klassen 5 bis 7 lernen (meist in Rollenspielen) in jedem Schuljahr, wie man Vertrauen aufbaut, wie man Gefühle erkennt, benennt und ausdrückt, wie man aktiv zuhört und wie man bei Streitigkeiten interveniert. Die Ausbildung endet mit einer theoretischen und einer praktischen Abschlussprüfung.

Nun können diese Schülerinnen und Schüler als Konfliktlotsen arbeiten, bis sie nach der sechsten bzw. zehnten Klasse unsere Schule verlassen. Auch nach der erfolgreich beendeten Ausbildung treffen sich die Lotsen regelmäßig mit den Mediatorinnen, um sich über ihre praktischen Einsätze auszutauschen, eigenes Verhalten zu reflektieren und ihre Kompetenzen zu erweitern.

Die Zeichnungen sind dem Plakat „The Two Mules“ von Quaker Peace und Service Friends House, London, entnommen.