Ich brauch was, um mein Hirn in Gang zu halten

„Ich brauch was, um mein Hirn in Gang zu halten“, sagte Sven Kordus zu seiner Frau, als er vor vier Jahren in Altersteilzeit ging.
Da kam ein Aufruf von PiSA in der Berliner Presse gerade zum richtigen Zeitpunkt.  PiSA steht für Partnerschaft im SchulAlltag und ist ein Kooperationsprojekt des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und der Evangelischen Schulstiftung.

Sven Kordus

Die Bildungs- und Erziehungsverantwortung für Kinder und Jugendliche besteht im Großen durch die Mittel für Ausstattung und Personal, aber auch im Kleinen, ganz konkret … Und hier setzt das Projekt an. Ehrenamtliche Schulpaten begleiten Kinder und Jugendliche bei Hausaufgaben oder helfen bei Lernschwierigkeiten und bringen ihre Erfahrungen und Kompetenzen in die Schule ein.

»Man braucht kein Pädagoge zu sein, um helfen zu können«, weiß Sven Kordus. An der evangelischen Schule in Steglitz betreut er die Hausaufgaben-AG, und das mit viel Leidenschaft und Engagement. Ein- oder mehrmals die Woche steht er, auch zusammen mit anderen Schulpaten, den Schülern für jeweils eineinhalb Stunden mit Rat und Tat zur Seite, hilft bei fachlichen Fragen, hört ihnen zu und baut den ein oder anderen frustrierten Schüler wieder auf. »Es gibt viele Ehrenämter, aber die Tätigkeit als Schulpate ist für mich besonders reizvoll, weil ich dabei permanent geistig gefördert werde und das ist im Alter sehr wichtig«, so der 63jährige aus Berlin-Wilmersdorf.

Die Arbeit mit Jugendlichen habe ihm schon immer Spaß gemacht. Früher war er in seinem Tennisverein Jugendleiter. Es sei für ihn eine Herausforderung, das Vertrauen der Jugendlichen zu gewinnen, den richtigen Ton zu treffen. Den richtigen Ton hat der ehemalige Versicherungskaufmann auch bei Francesco (Name von der Redaktion geändert), einem damals Siebentklässler der evangelischen Schule Steglitz, getroffen. Der Junge kam mit seinen Eltern aus Italien nach Deutschland. Francesco hatte mündlich keine Probleme mit der deutschen Sprache, doch etwas schriftlich zu formulieren fiel ihm sehr schwer. Neben der Hausaufgaben-AG schrieben sich Sven Kordus und Francesco am Wochenende Emails. Anfangs waren die Zeilen von Francesco kaum zu verstehen, doch mit jedem Mal wurde es besser. Heute ist Francesco in der neunten Klasse und hat sich im Deutschunterricht stark verbessert – auch ein Verdienst des Schulpaten.

Natürlich gibt es auch weniger gute Tage, an denen solche Erfolge auf sich warten lassen. Durch die gute Kooperation mit den Lehrern erfahren die Schulpaten jederzeit Unterstützung und nützliche Tipps, wenn sie an ihre persönlichen Grenzen stoßen. »Ich profitiere selbst so viel davon, lerne dazu, frische mein Wissen auf«, sagt Sven Kordus.
Seine Lieblingsfächer sind übrigens Geschichte und Erdkunde, wie damals zu seiner Schulzeit.

Carolin Dreissig

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